Kratzekind

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Tanzen im Regen oder: der perfekteste No-Mama-is-Perfect-Tag!

Dies war eine besonders turbulente Woche.

In meinem letzten Blog-Post erwähnte ich ja bereits, dass die Haut unseres Kratzekindes wieder zu blühen begonnen hatte. Mittlerweile schimmerten der Rücken, die Beine und die Hände bereits in allen erdenklichen Rottönen eines wunderbaren Sonnenuntergangs –  wenn sie nur nicht so jucken und schmerzen würden :-(

Schub? Schubidubidooo!

Leider sind wir nun also doch nach längerer Verschnaufspause mit Karacho wieder voll in einen Schub reingesaust. Rummms.

Warum? Wer weiß das schon so genau! Ich wünschte, ich könnte zaubern, mit kleinen Haut-Elfen sprechen oder Glaskugel lesen. Dann wüsste ich mehr. Wir hatten zwei große Impfsessions in den letzten 3 Wochen (verbunden mit seelischem Stress…oh ja…das waren mal wieder keine 'optimalen' Arztbesuche!), einen geglückten (und einen gescheiterten) Pricktest mit viel Aufregung, die nervenaufreibende Kindergartenverabschiedung und die nahenden Ferien – das ist eine Menge Holz für so ein 5-jähriges Kerlchen. Es könnten aber genauso gut an der Haupt- oder Nachblüte der Gräser gelegen haben oder an den Nächten ohne Hausstaubmilben-Matzratzenschutzhülle oder an einem (falschen?) Nahrungsmittel oder an einer 'Kratzehose' mit unbekanntem Polyester- oder Wolle-Anteil oder an der Kombination aus Pollen und UV-Strahlung oder oder oder...Bottom Line: Damn it – I don't know!

Aber: ich versuche mich deshalb nicht (mehr) kirre zu machen. Neurodermitis ist eine verschnupfte Mimose, eine Prinzessin auf der Erbse, eine pikierte, schrullige, olle Tante mit verdammt mieser Laune, die ständig die Nase rümpft – so!

Ein Leser hat letztens einmal geschrieben: "Gräm' Dich nicht. Wenn Dein kleiner Patient erst einmal groß ist, dann wird alles einfacher, denn er weiß am Besten, was ihm gut tut". Sehr sweet. Ja, das ist meine Hoffnung. So sehr ich jeden Augenblick mit diesem liebenswerten Wuselwesen genieße – hinsichtlich der Neurodermitis freue ich mich schon sehr auf sein 'Groß-Sein'!

Jetzt ist er aber noch klein und ich muss & möchte ihm helfen schmerzfrei zu leben, so gut es eben geht. Das inkludiert auch ab und an aus Kindersicht eher unerfreuliche Entscheidungen zu treffen, auch auf die Gefahr hin, sich bei Zeiten unbeliebt zu machen. Das heißt dann 'vernünftig' sein, 'Verantwortung übernehmen' oder auch 'erwachsen handeln'. Meistens klappt's und manchmal eben nicht. Der Tag vorgestern gehört nicht zu den 'Meistens klappts'-Tagen; aber auch das muss mal sein.

It's Raining Man, Halleluhja

Erinnert ihr Euch an das imposante Unwetter, das diese Woche über Nordrhein-Westfalen fegte? Köln stand unter Wasser - und wir waren mittendrin! Punkt 16h stürmte und prasselte es draußen, was das Zeug hält. Nützt nix, dachte ich mit Blick nach draußen, ich muss die Zwerge abholen, Raupe (der Kleine) und das Kratzekind (der Große) warten, also: sei kein Frosch, raus aus dem Bau, ab zu KiTa und dann zur Tagesmutter. Nur: Wie überrede ich jetzt das KiTa-Kind dazu, bei strömendem Regen noch den Weg zur Tagesmutter auf sich zu nehmen? Hm. Ich packte schnell ein paar Klamotten in meinen Rucksack, zog mein extrem (!) hässliches, lediglich für absolute Notfälle geeignetes, lila-farbenes Ganzkörper-Cape an (ein Mitbringsel aus einem verdammt verregneten Sommerurlaub in Holland) und sauste zur KiTa.

Kratzekind: "Mama, es regnet soooo krass! Wie können wir da trocken bleiben, wenn wir Raupe abholen müssen?"

Ich: "Gar nicht."

Unter meinem Rotkäppchen-für-Anti-Hipster-Mantel schwitzend und ächzend, öffnete ich den Reißverschluss des Rucksacks und zog ein Kleidungsstück hervor, das keiner erwartet hatte – auch nicht die andere abholenden Eltern, die sich größtenteils bemühten, ihre Kinder in wetterfeste Kleidung zu packen.

Kratzekind: "Äh – Was ist das, Mama?!"   

Ich: "Na, dein Neoprenanzug und deine Crocs – trocken bleibt doch eh keiner bei dem Mistwetter. Draußen sind die heftigsten Pfützen. Komm, wir machen 'ne Regen-Party bis wir bei Raupe sind!"

Kratzekind: "Nicht Dein Ernst, Mama. Wie cool!"

Klamotten aus, Nackidei-Kind in Neopren-Shorty gesteckt, Schlappen an und ab ging's – Kein Eincremen! Keine lästige Sonnencreme! Keine Hitze! Kein Schwitzen. Nope. Nichts dergleichen. Stattdessen: Perfektes Kratzekind-Badespass-Wetter ohne jedwedes Generve! Wir liiiiieben Wolken & Regen! Jede Pfütze nahmen wir mit, wir tanzten knöchelhoch im Wasser bis wir bei Raupes Tagesmutter ankamen, was war das eine Gaudi!

Ja, ich weiß: Aufenthalte im Freien während eines Unwetters sind nicht ungefährlich. Und ich weiß auch, dass für Neurodermitiker und Asthmatiker ein Sommerregen auch ein Risiko in sich birgt. Zwar reinigt ein Gewitter die Luft von Pollen und andere Allergenen, allerdings bringt es auch Pollen & Co. aus höheren Luftschichten nach unten und bricht die Pollen auf. Feinstaub und freigesetzte Allergene können sich so verbinden und eingeatmet werden, was wiederum zu einem Asthmaanfall führen kann. Yes, i know! Aber: ich bin auch nicht perfekt! Zudem werden Pollen-Feinstaub-Gemische bei so einer Regenflut (hoffentlich) erst einmal "ertränkt"; der Pollenflug ist ja bei lang anhaltendem, heftigen Regen eh deutlich geringer – und das war ein lang anhaltender Schauer! Es schiffte stundenlang wie aus Kübeln! Irgendwie musste ich ja noch den anderen Vogel abholen Und: das Kind hatte so eine Freude - obwohl wir mitten im Schub sind - hurra!

Party-Nachwehen

Als wir nach Regenparty und Abholung von Raupe gegen 18h endlich pitschnass zu Hause ankamen, erwartete uns leider ein ganz anderer 'Spaß' – unser Keller stand unter Wasser! Da war guter Rat teuer.

"Ja guten Tag, spreche ich mit der Feuerwehr? Ich würde gern melden, dass unser Keller voll Wasser gelaufen ist. Ach, da sind wir nicht die Einzigen? Hm. Das dachte ich mir schon…Aha, Nummer 700 auf ihrer Liste? Großartig. Ich bedanke mich. Ne, Adresse aufnehmen ist nicht nötig. Wir kommen klar. Irgendwie. Lieben Dank." Ergo: Selbst ist die (Feuerwehr)-Frau!

Nachdem die Sicherheitslage (Kurzschluss-Gefahr) geklärt war, hieß es also für unsere Familie samt Kratzekind, Raupe und Nachbarn: Wasser in die Eimer schippen und raus damit. 40 Kübel waren es an diesem Abend. Da war der Neoprenanzug ja genau das richtige Outfit! Und: die besten Parties enden bekanntermaßen schließlich auch meist mit Schlachtfeld-ähnlichen Zuständen. Dann allerdings in der Regel mit übelstem Kater, der nach der Regenparty offenkundig  ausblieb – hat auch was für sich.